Sonntag, 18. November 2007
Bloß nicht denken!
Fernsehen macht blöd. Geld hat noch jede Revolution verraten. Das System ist schuld. Derart sind die Wahrheiten, die der Film »Free Rainer« den Zuschauern in die aufgeweichten Köpfe hämmert. Denn eines wird nach spätestens 10 MInuten deutlich: Hans Weingartners neuester Film ist nicht mutig, er ist nicht politisch und ja, er will dem Zuschauer sagen: Du bist blöd! Vor allem ist er aber von einer unerträglichen Arroganz - nicht gegenüber den Zuschauern, die in der Tat blöd sind, wenn sie sich diesen Film ansehen, arrogant gegenüber den Figuren, die vom revolutionskitschigen Plot vergewaltigt werden. Selten habe ich einen Film gesehen, der es schafft, die Konflikte seiner Protagonisten so konsequent zu vernachlässigen, auszublenden und zu vereinfachen. Es hätte eine Klamotte, mit viel Slapstick werden können, wenn, ja wenn Hans Weingartner das Zeug dazu gehabt hätte. Aber Humor hat er nicht, das ist spätestens seit »Die fetten Jahre sind vorbei« klar. Denn »Free Rainer« ist im Grunde nichts anderes als die konsequente Fortführung dieses auch nicht besonders guten Films. Aber es kann immer nocht schlechter kommen. Vor allem, wenn man sich in der Tradition Fassbinders sieht, ohne auch nur im entferntesten dessen Komplexität zu erreichen. Das schlägt in »Free Rainer« voll auf die Schauspieler durch. Die liefern eine Leistung ab, die einem Gruppenseminar der Schauspielschule im 1. Semester zu Ehre gereicht. Versaut aber haben nicht sie den Film, sondern das Drehbuch, dass ihnen Sätze wie die oben zitierten abverlangt. Darin liegt in meinen Augen das eigentliche Versagen des Films: er nimmt diejenigen Menschen nicht ernst, die er zeigen möchte, verkitscht sie mit arrogant-verklärtem (oder verkoksten?) Blick zu Typen, die auf niederträchtige Weise instrumentalisiert werden. Das, was der Film zeigt, ist keine Befreiung, hier entlarvt sich elitäre Aufgeklärtheit als totaltäre Schreckensvision. Es ist dieselbe Befreiung, die der Kommunismus im 20. Jahrhundert über die Menschen gebracht hat. Ein Gespenst kehrt zurück, zum Glück nur im Kino...
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