Montag, 7. April 2008

Ich bin's nicht!

Zum Glück springt nicht jeder hierher Gereiste auf den Gaga-Zug der neuen Hauptstadtkampagne auf. Eine amerikanische Touristin sagte Associated Presse: "I don't want to be Berlin. I wanted to come here to see the galleries. And why do they need a slogan anyway? It makes the place seem a little desperate." Verzweifeln möchte man allerdings angesichts des Slogans. Die Kreativindustrie, Aushängeschild und selbstreferentielle Zielgruppe der Kampagne, hat sich damit einen Bärendienst erwiesen. Wenn das Leben in der Hauptstadt solche Blüten treibt, dann ist zu befürchten, dass die angesprochenen Noch-nicht-aber-hoffentlich-bald-Berliner die Flucht ergreifen. Sicher hat Robert Thalheim recht, der den Imagefilm gedreht hat und im taz-Interview meinte: "Sagen wir so: Ich bin als Berliner mit Slogans wie »Berlin tut gut« oder »Berlin ist eine Reise wert« aufgewachsen. Ganz schön spießig. Da ist »be berlin« oder »Sei Berlin« doch ganz in Ordnung." Da spricht die Berliner Gelassenheit. Heiße Luft verflüchtigt sich von ganz allein. Vollkommen unverständlich ist hingegen, wie der Tagesspiegel den Köpfen der Kampagne, Katrin Androschin und Andreas Mack, "wissenschaftliche Akribie" bei der Suche nach dem Slogan unterstellen konnte (Tagesspiegel vom Sonntag, 06.April). Dann könnte man auch die Alchimisten des Mittelalters als Wissenschaftler bezeichnen, die ihren Fürsten einredeten, aus Nichts Gold zu machen. Dabei geben die beiden im selben Artikel zu, dass der Slogan "irgendwie in der Luft lag" - dort hätte man ihn besser belassen.

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