Sonntag, 15. Februar 2009

Oben, hinterm Wald


In den letzten Tagen hatte es immer wieder geschneit, ein endloser Winter. Die Leute begannen, sich über den Schnee zu beschweren, als hätte es nie einen solchen Winter gegeben. In den Ortschaften entstanden Labyrinthe. Die Schneeberge rechts und links der Wege wuchsen den Menschen buchstäblich über den Kopf. Dann kam die Sonne und das Licht kristallisierte in den Augen.


Kaiserwetter nennen es die Alten. Es gibt lange keinen Kaiser mehr. Vielleicht muss man hier geboren sein, um zu verstehen, was es heißt, bei minus 5 Grad durch den Wald zu hetzen auf Skiern. Den Geruch nach Schweiß, heißem Tee, Schnaps und Essen, der einem in dicken Schwaden entgegenschlägt, wenn man ein Gasthaus betritt. Es ist eine Form von Glück, die nie über ihr kindliches Stadium hinaus kommt. Es beginnt schon auf den ersten Metern.


Sein Wesen liegt in der Wiederholung. Denselben Weg immer wieder laufen. Die selben Dinge sehen, als wäre es das erste Mal. Schicht für Schicht alle Bilder übereinander legen wie der Schnee, der über Nacht fällt.


Der Schnee war auf den letzten Kilometern unberührt. Keine Spur führte ins Tal. Wir machten uns einen Weg, eine Spur. Krakelig, mit Löchern dort, wo einer von uns in den Schnee fiel. Wie auf einem Palimpsest schrieben wir die Spuren immer wieder neu, mit unsicheren Füßen. Und nach der soundsovielten Wiederholung, kann keiner mehr sagen, wie es wirklich gewesen ist.

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