Freitag, 3. August 2007

Porto in vier Farben III

Aber nicht deswegen liebe ich die Mathematik. Die Mathematik ist die Musik des Himmels, wo die Dinge perfekt sind, komponiert und gespielt von Gott, der sich nicht darüber sorgt, was auf der Welt passiert, der so sehr damit beschäftigt ist, dass die Welt sich ereignet. Das ist meine Religion, wenn man das Religion nennen kann. Aber ich bin schon wieder dabei, abzuschweifen, in diesem Fall – und das ist noch schlimmer – von Dingen zu sprechen, die nur mich und eine glücklicherweise sehr begrenzte Gruppe interessieren. Wenn es nicht so wäre, gäbe es keinen, der sich mit dem Funktionieren dieser von Natur aus unvollkommenen Welt beschäftigte.
Rui Reininho ermunterte mich, noch ein paar Gläser zu trinken, ohne jede Bosheit, eher im Gegenteil. Er stellte mich zwei Mädchen und einem großen, schönen jungen Mann vor und bat mich dann, die beiden Frauen in ihrem Auto zu begleiten, was ich sehr nett fand, um uns woanders, an einem Ort namens »Swing«, wiederzutreffen.
Erst nachdem ich mich auf die Rückbank gesetzt hatte, mit den beiden Mädchen auf den Vordersitzen, und das Auto sich in Bewegung setzte, verstand ich, dass die beiden Mädchen Rui genauso wenig wie ich kannten und nicht ins »Swing« wollten, sondern lieber woandershin, und dorthin fuhren wir. Ich verstand nichts mehr, ein weiterer Hinweis darauf, dass ich im Ausland war. Die Mädchen wollten um zwei Uhr morgens Billard spielen. Seit den seligen Zeiten auf dem Camões-Lyceum, wo ich immer der beste Schüler in Mathematik war, obgleich ich stets von meiner Mutter daran erinnert wurde, dass es sein könnte, dass man der Beste ist, weil niemand anders gut genug ist, habe ich kein Queue mehr angefaßt.
Danach nahm das eine Mädchen das andere mit zu ihrem Auto, sagte mir, dass ich ihr folgen sollte, und ich gehorchte. Ich weiß unendlich mehr von nichteuklidischer Geometrie als von weiblicher Psychologie, wenn das überhaupt etwas ist, was man kennen kann, und legte meine Hand auf ihre. Sie sagte mir umgehend, dass sie mich zu einer Taxihaltestelle bringen würde, und ich sagte nein, ich würde sie bis zur Haustür begleiten und sie sagte, dass es besser wäre wenn nicht. Aber wir gingen, verabschiedeten uns, und ich habe sie nie wieder gesehen in meinem Leben, obwohl ich mich erinnere, dass ich sie sehr attraktiv fand. Nachdem einige Minuten von der Art, die viel verändern, vergangen waren, verstand ich, was sie mit »besser nicht« sagen wollte. In Porto fahren nämlich keine Taxis durch die Straßen. Ich habe vergessen, meinen Freund João zu fragen, warum. Ich weiß nur, dass ich etliche Kilometer zu Fuß gelaufen bin, bis ich mein unverwechselbares »Meridien« fand. Ich ging jedoch nicht auf mein Zimmer, weil ich plötzlich stehenblieb und bemerkte dass ich leicht angetrunken war. Ich habe schreckliche Angst davor, nicht wieder klar zu werden, und Klarheit ist eine unentbehrliche Bedingung für meine Arbeit.

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