Der letzte Teil der Kurzgeschichte, veröffentlicht unter dem Titel »Porto a quatro cores« in: »Viver todos os dias cansa«, Lisboa, Editora Cotovia, 2001, © Pedro Paixão.
Der Portier des Meridien ist ein erstaunlicher Junge, und als ich in Lissabon ankam, schickte ich ihm zum Dank eine Postkarte. Er war es, der mir sagte, wenn ich keine Lust hätte zu schlafen, wäre es am besten, ins »Swing« zu gehen, dass sich gleich nebenan befände und es wäre doch noch früh. Es war ganz und gar nicht früh, aber ich tat genau das, vorsichtshalber nahm ich eine kleine Empfehlung mit, die mir ein Kollege geschrieben hatte, denn ich habe immer Angst, dass man mich an öffentlichen Orten nicht hineinläßt.
Ich sage nichts über das »Swing«, weil ich für den Anfang nicht einmal die portugiesische Übersetzung von ”to swing” kenne - in der Topologie ist das Wort nicht gebräuchlich - und schließlich weil ich einige Treppen hinabstieg, Rui traf, der mich umarmte, als wären wir zusammen aufs »Camões« gegangen, und den Kopf verlor. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich meinen Kopf verlor, und das letzte Mal.
Es war zehn Uhr morgens, als die mathematische Fakultät anrief, um zu fragen, ob ich eine halbe Stunde vor Beginn der Konferenz da sein könnte. Der Vortrag, den ich halten sollte, hatte den Titel: »Über die Grenzen der Beweisführung am Computer am Beispiel des Beweises des Problems der vier Farben«. Es lief sehr gut. Der logische Schluß ist mit anderen Worten weiterhin das logischste Urteil, über das wir verfügen. Ein Teil der Zuhörer folgte teilweise den Schritten, während der andere Teil regelmäßig zustimmend nickte. Kaum hatte ich geendet, stieg eine Frau auf das Podium, genau dort, wo ich stand. Sie streckte mir die Hand hin und stellte sich vor - sie war Assistentin der analytischen Geometrie, dem anderen schönen Verfahren der Musik Gottes, und fragte mich, welches der formale Unterschied zwischen »wahrscheinlich wahr« und »schlüssig bewiesen« wäre. Ich lud sie ein, mit mir einen Tee zu trinken. Zu Hause trinke ich genau einen und einen halben Liter pro Tag, im Ausland variiert es.
Es ist diese Frau, die mit mir auf der Terrasse in Foz sitzt, das Gesicht dem Meer zugewandt, der Wind bläst von vorn und ich liebe diesen Meeresgeruch, der mir sehr außergewöhnlich erscheint, obwohl ich nichts von Ozeanografie verstehe.
Und wenn ich noch etwas sagen wollte inmitten von all dem, dann gestehe ich, dass es mir entfallen ist und ich nicht mehr weiß, was es war. Ich bin eigentlich sehr zerstreut. Es ist mir schon passiert, dass ich nach meiner wöchentlichen Schwimmstunde meine Schuhe mit anderen vertauscht und es erst am nächsten Morgen bemerkt habe. Aber es kann auch nichts so Wichtiges gewesen sein, sonst hätte ich es nicht vergessen.
Was tatsächlich wichtig ist, ist das Problem der vier Farben, und das ist wirklich unvergesslich: Egal, in wie viele Felder eine ebene Fläche geteilt wird, vier Farben genügen, damit keine zwei benachbarten Felder die gleiche Farbe haben.
Montag, 6. August 2007
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