Freitag, 18. Mai 2007

Illusionen

Ich lese gerade von Paul Auster »Das Buch der Illusionen«. Das Buch ist in blauen Samt gebunden, mit silberner Prägung. Es war auch dieser Einband, der mich neugierig machte. Die Geschichte handelt von einem Stummfilmstar, der auf ungeklärte Weise 1929 verschwindet. Der Erzähler, der Frau und Kinder bei einem Flugzeugunglück verloren und scih aus der Welt zurückgezogen hat, erfährt, das besagter Schauspieler noch am Leben sei und ihn gerne kennen lernen möchte. Es geht in dem Roman nicht, wie man meinen könnte, um die Illusion des Kinos, das wäre zu banal. Es geht um die unzähligen kleinen und großen Illusionen, denen wir uns im Laufe des Lebens hingeben. Da ist die Illusion des Lebens selbst, dass nie zu Ende geht. Gestorben wird sehr viel in der Geschichte. Und es geht vor allem um die Illusion der Liebe. Nicht dass die Liebe selbst eine Illusion wäre - es wird auch viel und wahrhaftig geliebt in dem Buch. Es geht vielmehr um die Illusionen, die sich Menschen von der Liebe anderer machen - meist von der Liebe derer, die sie selbst lieben. Ein Bild der Liebe, dass mir dabei in den Sinn kommt: ein zäher Hund. So ein Tier kann ein treuer Begleiter durch Höhen und Tiefen sein, es kann viel durchmachen, weil es schon einiges erlebt hat. Auf andere wirkt er vielleicht nur wie ein Straßenköter, den man aus Mitleid nicht verstößt.

Nachtrag zu Paul Auster und dem »Buch der Illusionen«: Hier wird am Ende auch illusionslos geliebt, bis zum nahen Tod. Dazu musste sich der Held des Buches aber erst von allen Illusionen befreien. Er musste sich selbts verleugnen, ein Anderer werden. Als Phantom lebte er außerhalb der Welt um ihn herum, genau so, wie in seinem letzten Film. Erst als er wieder beginnt zu lieben und geliebt wird, kehrt er in seine wirkliche Identität zurück, nimmt seinen alten Namen wieder an. Mit seiner Frau zieht er sich zurück aus der Welt, aber nicht um sich zu verstecken, sondern um er selbst sein zu können. Die Liebe, so stellt sich am Ende heraus, ist keine Illusion, nur die Vorstellungen, die wir uns von ihr machen sind illusorisch.

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