Mittwoch, 25. Juli 2007

Porto in vier Farben I

Eine Kurzgeschichte von Pedro Paixão. Heute der erste Teil:

”Fick meine Möse, aber meine Seele fickst du nicht.” Genau das sagte sie. Nicht zu mir. Zu wem hatte ich nicht mitgekriegt. Sie erzählte mir irgendeine Geschichte und dieser Satz war der einzige, der in meinem Kopf wider hallte. Auf einer Terrasse in Foz, Pfefferminztee trinkend und das Meer betrachtend, daran erinnere ich mich genau, der ich nie in Porto gewesen war und nicht wußte, dass es so ein Meer gibt, abgesehen davon, dass das Meer, wo auch immer, stets Meer bleibt und ich kein Dichter bin.
Ein Schweißtropfen lief ihren Hals hinunter, ich sehe ihn noch deutlich vor mir, während sie redet, ohne dass ich höre, was sie sagt. Nicht dass es mich nicht interessiert hätte, nur dachte ich gerade an etwas anderes. Vielleicht interessierte mich die Art, wie ihr Kopf sich an ihren Körper anschloß, und die Arme weiter unten, und alles Übrige, dass von einem verlangt, erst mit allem aufzuhören, um wieder neu beginnen zu können. Aber nicht an sie dachte ich. Auch nicht an mich. Oder an eindeutige Dinge zwischen mir und ihr.
Nein, ich schweife nicht ab, obgleich es, glaube ich, nicht verkehrt wäre, ein bißchen abzuschweifen, vor allem wenn man nichts weiter zu tun hat. Aber ich habe etwas zu tun. Ich will eine Begebenheit erzählen, auf eine Art und Weise, dass man sie versteht und danach muß ich arbeiten gehen. Ich werde also von vorne anfangen.

Es war das erste Mal, dass ich in der Stadt Porto war. Ich kam mit einem Zug an, der Lissabon am Nachmittag gegen drei verlassen hatte, ich erzähle das nur, weil ich es komisch fand, alle Leute eingerollt und schlummernd vorzufinden, als ich durch die Wagen ging. Ich kann, außer in meinem Bett, nirgends schlafen und ich reise nicht gern. Aber ich mußte nach Porto, also fuhr ich hin.
Und da ich nicht wußte, ob es in der Stadt mehr als einen Bahnhof gibt, lehnte ich mich, sobald der Zug hielt, aus dem engen Fenster - es war wohl so gestaltet, um Selbstmorden entgegenzuwirken - und fragte ein Paar, das vorbeiging, ob das Porto wäre. Sie lachten nicht, sie sagten nur ja. Ich stieg aus und nahm ein Taxi. Ich hatte ein Zimmer im »Meridien« reserviert, aus dem guten Grund, weil alle Meridiens gleich sind. Blödsinnigerweise dachte ich, als ich bezahlen wollte, dass ich keine Devisen bei mir hatte und dann erinnerte ich mich, dass ich keine Devisen brauchte, weil ich Portugal nicht verlassen hatte. Es kam mir vor, ich weiß nicht warum, als wäre ich im Ausland.

(Fortsetzung folgt)

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